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Die Volksrepublik China erleichtert
ihren Unternehmen die Kapitalbeschaffung im Ausland, um den Stau für
Börsengänge im Inland zumindest teilweise aufzulösen. Noch bezieht sich
die Lockerung nur auf die Sonderverwaltungszone Hongkong. Andere
Standorte wie die Deutsche Börse in Frankfurt, die sich seit Jahren um
chinesische Notierungen bemüht, können davon nicht profitieren. Ein
Großteil der Beschränkungen für Emissionen außerhalb der Volksrepublik
werde im Januar entfallen, kündigte die Wertpapieraufsichtsbehörde CSRC
im Internet an, ohne Details zu nennen. Die neuen Richtlinien sollten
auf kleine und mittlere Unternehmen „besser zugeschnitten“ sein, hieß
es.
Bisher richteten sich die Bestimmungen vor allem an
die großen Staatsbetriebe und Banken, die sich in Hongkong frisches
Geld von internationalen Investoren beschafften. Der Börsenplatz
unterliegt nicht den Kapitalverkehrskontrollen des chinesischen
Festlands, anders als der Renminbi (Yuan) ist der Hongkong-Dollar frei
konvertibel. Den Auflagen von 1999 zufolge hatten die Kandidaten bisher
Nettoaktiva von mindestens 400 Millionen Yuan (48 Millionen Euro)
nachzuweisen und einen Jahresüberschuss von 60 Millionen Yuan (7,2
Millionen Euro).Außerdem mussten sie anstreben, wenigstens 50 Millionen Dollar (38 Millionen Euro) im Ausland einzusammeln. Abweichungen waren auf Antrag möglich. Von Neujahr an reicht es jetzt offenbar aus, die Auflagen des Hongkonger Börsenplatzes zu erfüllen, um sich dann um eine CSRC-Genehmigung zu bemühen.
Seit Oktober keine Börsengänge genehmigt
Fachleute sehen verschiedene Gründe für die Lockerung. Sie solle den Druck von den heimischen Finanzplätzen in Schanghai und Shenzhen nehmen, wo Unternehmen für Börsengänge Schlange stehen. Weil die Banken ihre Kredite bevorzugt an Staatskonzerne ausreichen, ist es für viele Privatunternehmen schwierig, legal an Geld zu kommen. Nach Angaben der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst&Young warten 800 Gesellschaften auf die Börsengenehmigung der CSRC, um insgesamt 500 Milliarden Yuan (60 Milliarden Euro) aufzunehmen.Zum Vergleich: Zwischen Januar und November gingen nur 150 Unternehmen neu an die Börsen, wo sie 103 Milliarden Yuan erlösten (12,4 Milliarden Euro). Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es 282 Gesellschaften mit 283 Milliarden Yuan (30 Milliarden Euro).
Seit Oktober wurden keine neuen Börsengänge genehmigt. Die Aufseher zeigten sich zurückhaltend bei der Zulassung, weil die Kurse an den Festlandsbörsen stark gefallen seien und es schon jetzt an Liquidität im Markt fehle, sagten Analysten. Tatsächlich könnten die wichtigsten Indizes das Jahr zum dritten Mal hintereinander im Minus abschließen. Zuletzt lag der Index Shanghai Composite nur 0,9 Prozent über dem Stand vom Jahresbeginn.
Als fraglich gilt, ob die gesenkten Anforderungen helfen, die Qualität und Verlässlichkeit der Börsenneulinge zu heben. In den Vereinigten Staaten haben schon 50 chinesische Unternehmen ihre Notierungen freiwillig oder unfreiwillig aufgegeben. Gegen 40 Gesellschaften oder Unternehmensvertreter laufen Betrugsverfahren. In Frankfurt sind nach Angaben der Deutschen Börse derzeit 22 chinesische Unternehmen gelistet. In diesem Jahr seien vier Unternehmen im Prime Standard zugelassen worden, dem am strengsten regulierten Segment, und drei im Einstiegssegment Entry Standard.
Die neuen Regelungen aus Peking würden sich auf das China-Geschäft der Frankfurter nicht auswirken, da sie nur Hongkong beträfen, sagte ein Sprecher der Deutschen Börse. Nicht bestätigen wollte er, dass die Anwerbung chinesischer Mittelständler schwieriger werden könnte, da sich diese als Alternative zu Frankfurt vermehrt Hongkong zuwenden könnten. Es gebe jetzt schon Wettbewerb mit New York oder London, sagte der Sprecher. „Für den chinesischen Unternehmens- und Börsenmarkt sind die neuen Regeln spürbarer als für den ausländischen.“
Sursa: FAZ.net
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